Als der Rat der Stadt Koblenz zu jener Zeit nach einem tüchtigen Kanzelbauer für die St. Kastorkirche Ausschau hielt, fiel die Wahl nicht schwer. War doch er der erfolgreiche junge Erbauer des Hochaltars von St. Maria Himmelfahrt zu Andernach ein Bürger seiner Stadt. Er konnte auch seine Mitarbeit beim Bau verschiedener Kanzeln seines Bruders Michael in die Waagschale werfen, wie z.B. bei der berühmten Domkanzel in Würzburg, bei der Kanzel seines Heimatortes und bei der kunstvollen Kanzel der Wallfahrtskirche bei Dettelbach. Die Kanzel von St. Kastor enthält viele Gemeinsamkeiten mit der Forchtenberger Kanzel. Dies läßt darauf schließen, daß Peter Kern die Kanzel seines Bruders zum Vorbild nahm. Wie beim Hochaltar in Andernach fällt auch bei der Kanzel der St. Kastorkirche in Koblenz auf, daß es ihm nicht so sehr um die exakte Ausführung ging. Nicht daß er nicht fähig gewesen wäre, mit derselben Akribie wie sein Bruder zu arbeiten, es ging ihm vielmehr um die Gesamtwirkung und die Sinnesgebung. Alles ist auf die Wortkündigung ausgerichtet. Jeder Evangelist soll und will das Evangelium, die frohe Botschaft, auf seine Art und Weise zum Ausdruck bringen. So wirkt das ganze als frohe, bunte Farbensymphonie, "eine schöne Blume des Barock". Sein zweiter Auftrag muß dem Erbauer der Kanzel eine erträgliche Summe eingetragen haben, denn er konnte für sich ein eigenes Haus erwerben und sich damit zu den wohlhabenden Bürgern der Stadt zählenDer Bau der Kanzel von St. Kastor scheint der letzte größere Auftrag für Peter Kern gewesen zu sein. Nach 1625 ließ die Bautätigkeit am Rhein allmählich nach, da sich die Kriegsschauplätze des Dreißigjährigen Krieges mehr nach Westen und Süden Deutschlands verlagerten. Peter Kern werden noch einige kleinere Werke zugeschrieben. Dennoch bleibt das Werk Peter Kerns dem Umfang nach klein und unscheinbar im Vergleich zu dem seiner Brüder Michael und Leonhard. Nicht, daß Peter nicht Willens gewesen wäre, an seinem Werk weiterzuarbeiten. Die Zeitläufe nach 1625 waren am Rhein derart ungünstig, das an ein Zustandekommen größerer Bildhauerarbeiten nicht zu denken war. Für Kunst hatten weder geistliche noch weltliche Machthaber Geld. Es galt, das nackte Leben zu retten. So kam es, daß Peter Kern, der kurz zuvor noch zu den Wohlhabenden in Koblenz zählte, wegen allzu hoher Kontributionen gänzlich verarmte und sein Haus und was dazu gehörte als Pfand geben mußte.Von den sechs Kindern scheinen nur zwei am Leben geblieben zu sein. Auch die Mutter der Kinder muß schon früh gestorben sein, wahrscheinlich von einer Seuche dahingerafft. Anfang 1638 verstarb Peter Kern, erst 44 Jahre alt. Tragisch war das Schicksal Peter Kerns. Seine hervorragenden künstlerischen Begabung konnte er nicht voll entfalten. Sein Lebenswerk blieb ein Torso. Peter Kern gelang es nicht mehr, an die Stätte seiner Kindheit und Jugend zurückzukehren, um seine Kunst fortzusetzen und sie voll zur Reife zu bringen. Aber trotzdem ist und bleibt er ein Künstler der den Geist des Barock erfaßte und ihm eine besondere Note verlieh. In seinem Sohne Johann Georg, den ein freundliches Geschick in die Heimat seiner Vorfahren zurückführte, erlebte die väterliche Bildhauerei noch eine kurze Blüte. Damit schließt sich der Kreis eines Lebenslaufs nach jäher Unterbrechung wieder in Hohenlohe, wo er seinen Ausgang nahm.