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Leonhard Kern

Bildhauer des Barock 1588 - 1662

Leonhard Kern wurde 74 Jahre alt. 30 Jahre seines Lebens waren von dem großen Krieg gekennzeichnet, der von 1618 bis 1648 Europa weiterhin verwüstete.Er wurde am 22. November 1588 in Forchtenberg geboren. Sein älterer Bruder Michael war sein erster Lehrer in der Bildhauerei. 1609 bis 1614 unternahm Leonhard eine lange Reise nach Italien, die ihn sogar bis Nordafrika führte; eine damals ungewöhnliche Tat. 1614 heiratete Leonhard Kern, wieder in Forchtenberg, Amalie Zöllner; 17 Kinder brachten diese Ehe hervor. Es folgten Aufenthalte in Heidelberg und Nürnberg, bevor sich Leonhard Kern 1620 in die Reichsstadt Schwäbisch Hall ansiedelte und das Bürgerrecht erwarb. Leonhard Kern besaß zunächst ein Haus in der Gelbinger Gasse, später in der Pfarrgasse. Durch den Erfolg,den er mit seinen Kleinplastiken erzielte, erwarb er ein ansehnliches Vermögen. Er beschäftigte in seiner Werkstatt meist mehrere Mitarbeiter.

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Von Leonhard Kern, Christus in der Ruhe um 1625-1635, Alabaster, 25 cm hoch. Quelle: Aus dem Buch " Die Künsterlerfamilie Kern 1529-1691.

In den vierziger Jahren verschlechterte sich freilich seine wirtschaftliche Lage aufgrund der Lasten und Verwüstungen durch den Krieg. 1640 wurde Leonhard Kern zum Mitglied des äußeren Rats der Stadt gewählt, 1648 zum Hofbildhauer des brandenburgischen Kurfürsten ernannt. 1651 zog sich der Bildhauer aufs Land zurück, in das von ihm gekaufte Schlößchen Tullau bei Schwäbisch Hall, wo er bis 1661 blieb. Am 4. April 1662 ist Leonhard in Schwäbisch Hall gestorben.
Leonhard Kern schuf die meistens seiner Kleinplastiken in den kostbaren Werkstoffen Elfenbein, Alabaster und Buchenbaumholz. Kerns Kleinplastiken wurden hauptsächlich von adeligen und bürgerlichen Kennern mit erlesenem Geschmack gekauft und gesammelt, denen es weniger um die dargestellten Themen, sondern mehr um die Virtuosität der Schnitzkunst und die ästhetische Perfektion ging. Kunstwerke dieser Art wurden in Sammelkabinetten und "Kunstkammern" aufgestellt, in denen erlesene Kostbarkeiten der Kunst und Raritäten aus der Natur oft zusammen präsentiert wurden. Verzeichnisse wie der "Prodromus", ein gedrucktes Bildinventar der Kaiserlichen Kunstkammer zu Wien, das auch Abbildungen mehrerer Werke Leonhard Kerns enthält, geben vom Reichtum solchen Sammlung Aufschluß. Joachim von Sandrarts "Teusche Academie" von 1675, das erste deutsche Kunstgeschichtswerk, gibt ausführlichen Aufschluß über das Kunstgeschehen im 17. Jahrhundert und schildert Leonhard Kern als den neben Georg Petel bedeutendsten deutschen Bildhauer seiner Zeit.Leonhard Kerns Kunst auf der Entwicklung der europäischen Kleinplastik des 16. und früheren 17. Jahrhunderts auf. Während seines Italien-Aufenthalts lernte er die italienschische Plastik intensiv kennen; insbesondere das Werk Giovanni Bolognas wurde von großer Bedeutung für ihn. Vielleicht schon zuvor hatte er die Bildhauer des niederländischen Manierismus, an erster Stelle Adriaen de Vries, kennengelernt. Aber auch die Kunst der deutschen Renaissance, wie die des Conrat Meit, blieb zeitlebens ein Orientierungspunkt für seine Kunst. Grafische Blätter des 16. Jahrhunderts /Dürer, Aldegrever, Beham u.a.) sind in manchen Bildwerken Kerns in Einzelmotiven verarbeitet; gewiß verfügte der Küstler über einen Vorlagenschatz solcher Drucke. Leonhard Kerns Plastiken stellen einen wichtigen Beitrag zur deutschen Kunst der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts dar. Andere Entwicklungen in der deutschen Skulptur jener Zeit sind durch Werke von Georg Petel, dem berühmten Augsburger Bildhauer, und Martin Zürn vom Bodensee veranschaulicht.
Nur für wenige Kunstwerke ist diee Urheberschaft von Leonhard Kern einwandfrei gesichert. Unumstritten sind die Großbildwerke für den Altar in Oberburg (1613), das Nürnberger Rathaus (1617() und das Regensburger Alte Rathaus (1632 ff.). Unter den Kleinplastiken sind 12 signierte (d.h. mit dem Monogramm „LK“ versehene) Werke bekannt. Viele andere Arbeiten sind Leonhard Kern durch stilistische Vergleiche zugeschrieben, wobei manchmal das Urteil der Fachwissenschaft gespalten ist; hin und wieder geben auch archivalische Quellen ein wahrscheinliches Indiz für die Urheberschaft.Aus allen Beobachtungen ergibt sich ein Bild vom Schaffen des Künstlers, das einem geradlinigen Weg folgt: es ging Leonhard Kern um die menschliche Figur, meist die Aktfigur, in einer abgeklärten Gestaltung, ohne naturalistisch drastisch zu sein oder barocke Zuspitzungen zu folgen. Viele von Leonhard Kerns Figuren huldigen einem Ideal, das sich auf biblische und antike Themen bezieht. Es gibt aber auch Widersprüchliches: in verschiedenen Arbeiten hat Leonhard Kern auch in anschaulicher Wirklichkeitsbeobachtung die Schrecken des Dreißigjährigen Krieg geschildert. Werkstattmitarbeiter und Schüler haben Kerns Kunst weitergeführt. Wohl auf sie gehen vielen Trinkhumpen, die eine leichte verkäufliche Ware als die Kleinkunst darstellte. Viele dieser Nachfolgearbeiten stammen vermutlich von Kerns Schüler Johann Jakob Betzoldt nd Johann Georg Kern, seinem Neffen.

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