Hofprediger, Orientalist und Historiker Hohenlohes
Am 3. Mai 1711 wurde Johann Christian Wibel im Amthaus in Ernsbach geboren. Sein Vater war der älteste Sohn des ersten Langenburger Hofpredigers Wibel, der hohenlohischer Amtsverweser in Ernsbach am Kocher gewesen ist. J. Ch. Wibel berichtete über seinen Ausbildungsgang: „Nachdem ich bis ins zehnte Jahr meines Alters die Privatunterweisung zweyer Pfarrer in Ernsbach genossen, frequentirte ich bey 7 ½ Jahre das Gymnsium in Öhringen.“Von 1729 bis 1732 studierte er an der Universität Jena und wurde schon mit noch nicht ganz 22 Jahren zum Verweser der damals vacanten Pfarrei Kupferzell berufen. Nach kurzer Amtstätigkeit in Kupferzell wurde der junge Wibel auf das Diakonat nach Wilhelmsdorf berufen, einer hohenlohischen Exklave im bayrischen Franken, wo er 14 Jahre bleiben sollte. Hier kam Wibel in enge Berührung mit Fragen der hohenlohischen Verwaltung und deren Geschichte, hier lernte er die Zusammenhänge der althohenlohischen Gebiete kennen. Hier fand er Zeit zu gründlicher wissenschaftlicher Arbeit. 1732 hatte er - schon sehr früh mit 21 Jahren – in Künzelsau die älteste Tochter des Kupferzeller Pfarrers Köhler geheiratet. Von sieben Kindern dieser Ehe blieben drei am Leben, die wieder hohenlohische Pfarrer und Amtsleute wurden.1748 wurde Wibel zum „CONREKTORAT UND ADJUNCTUR VEN MINISTRII IN ÖHRINGEN VOCIRET“, hatte also neben seinen geistlichen Funktionen die verantwortliche Amtsführung des Öhringer Gymnasiums zu versehen. Hier hatte er, mit viel Kenntnissen und Wissen ausgestattet, die Möglichkeit, die Archive und geschichtlichen Denkwürdigkeiten Öhringens und die reichen historischen und kulturellen Schätze der umliegenden Hohenlohe-Schlösser und ihrer Archive auszuwerten. Jetzt entstand bei Wibel der Plan und die Konzeption für eine groß angelegte Kirchen- und Reformationsgeschichte.Als 38jähriger kam 1749 Wibel, den Spuren seines Großvaters folgend, nach Langenburg. Sein Titel lautete: „HOCHGRÄFLICHER HOHENLOHE LANGENBURGSCHER HOF- UND STADTPREDIGER“. Hier schrieb Wibel das Manuskript seiner „KIRCHEN- UND REFORMATIONSISTORIE“, die bis 1755 Band für Band (vier Bände) im Druck herauskam. Dieses Hauptwerk J. Ch. Wibels mit jeweils ca. 700 eng bedruckten Seiten vermittelt geradezu einen großartigen Überblick über die ganze Struktur des Hohenloher Landes, seiner Fürsten und Landeskinder.Am 10. Mai 1772 wurde Johann Christian Wibel Opfer einer grassierenden Seuche. Auf dem alten Friedhof in Langenburg ist Wibels Grabstein noch zu sehen.Quelle: „Schwäbische Lebensbilder“, Kohlhammer Verlag Stuttgart 1957