Malerisches Städtchen
Wo nach kaum tausend Metern die Kupfer den äußerst romantischen bewaldeten Teil ihres Tales verlassen hat, ihr die sonnigen Hänge des Kochers entgegenglänzen, liegt an und vor der Bergzunge, die beide Flüsse bilden, das malerische Forchtenberg. In Beschreibungen wird es wegen seiner romantischen Ähnlichkeit als "Klein-Hall" bezeichnet. Ein Zauber umspielt das malerische Städtchen mit seinen engen, steilen Gassen und romantischen Winkeln. Es bietet Überraschungen auf Schritt und Tritt, nach jedem Winkel und jeder Treppenstufe.
Mit dem auf der anderen Kocherseite befindlichen Stadtteil Neuwülfingen und dem Neubaugebiet "Waldfeld" auf der Höhe zählt Forchtenberg heute etwa 2.600 Einwohner ohne die weiteren Stadtteile Ernsbach, Sindringen, Wohlmuthausen und Muthof (zum Vergleich: 1920 hatte Forchtenberg 1.300 Einwohner). Forchtenberg ist in seiner Entwicklung ab den Siebzigerjahren ein Musterbeispiel für das gelungene Nebeneinander von Altem und Neuem.
Mit der früheren Stadtsanierung gelang es der Stadt und den Bürgern das mittelalterliche Stadtbild freundlich zu gestalten, sich selbst, aber auch für Gäste, die in ein Städtchen eintreten, das ihnen in tausend Bildern zulächelt.Die heutige Kleinstadt verfügt über eine vorbildliche Infrastruktur in fast allen Bereichen und ist ein beliebtes Ziel von Radfahrern und Wanderern. Auch für Kurzurlauber wird Forchtenberg immer interessanter. In den letzten drei Jahrzehnten wurden in Forchtenberg im Industriegebiet Allmand auch mehrere Hundert Arbeitsplätze geschaffen. Viele der Neu-Arbeitnehmer in Forchtenberg haben inzwischen ein Haus in den Baugebieten Kocherberg, Kupfertal und Ziegelsteige errichtet. Der Bauraum im Tal ist inzwischen für Gewerbe und Wohnhäuser nahezu erschöpft. Das Baugebiet Waldfeld auf der Höhe deckt den Bedarf an Bauplätzen in Forchtenberg noch viele Jahre ab.
Forchtenberg lebt nicht nur vom mittelalterlichen Flair, sondern auch von den Menschen, die Forchtenberg zu dem machen was es ist. Eine Stadt, die durch Vereine und Kirchen, durch zahlreiche Veranstaltungen und viel bürgerschaftliches Engagement ein Charme verströmt, der auch von vielen Besuchern gespürt wird. Wer einmal vom Forchtenberger Zauber erfasst wurde, kommt immer wieder gerne nach Forchtenberg!
Die Geschichte
Entdecken Sie die Gegenwart und die Geschichte
Es ist nahezu unmöglich sich in Forchtenberg und seinen Stadtteilen zu bewegen, ohne immer wieder auf Geschichtliches zu stossen. Gleichzeitig zeigt sich Forchtenberg in vielen Bereichen als Ort, in dem viele Innovationen verwirklicht wurden. Eine gelungene Synthese von Alt und Neu! Bewährtes erhalten und neue Ideen entwickeln. In Forchtenberg ist dies kein Gegensatz, sondern seit mehreren Jahrzehnten ein ständiger Prozess.
Den Forchtenberger Fremdenverkehrsprospekt von 1939 können Sie sich als PDF-Dokument herunterladen. Weiter zum PDF-Dokument
4. Jahrhundert bis Ende des 13. Jahrhundert
Die um 1300 erbaute Stadtkirche erhält 1587 einen neuen Turm nachdem die baufällige Kanzel unter dem Pfarrer zusammengebrochen war. Erst Anfang des 17. Jahrhunderts wurde durch den Bau der Kocherbrücke ein Zugang von Norden her in die Stadt geschaffen. Die Brückenköpfe überdauern 350 Jahre, das Mittelstück muss aber vielfach wegen Schäden durch Hochwasser und Eisgang umgebaut und repariert werden. Mit Beginn der Reformation verschlechtert sich zunehmend die Sicherheitslage. Die Zersplitterung der Lebensverhältnisse führt dazu, dass Teile der Gemarkung Forchtenberg evangelisch und dann wieder katholisch werden. Vom allgegenwärtigen Hexenwahn Ende des 16. Jahrhunderts blieb auch Forchtenberg nicht verschont. Besonders ausführlich aktenkundig ist aber ein Hexenprozess 1617, in welchem ein Ehemann seine eigene Frau bezichtigte. Diese starb nach stundenlanger Folter im Gefängnis.
Das Hin- und Herwogen des Dreißigjährigen Krieges ab 1618 führte in der ganzen Region zu Verheerungen. Das Kocher- und Jagsttal diente als Durchzugsgebiet der Armeen. Je nach Vorrücken der einen oder anderen Partei wurden die katholischen, dann wieder die evangelischen Dörfer Plünderungen, willkürlicher Gewalt und Brandschatzung ausgesetzt. Forchtenberg mit Festung und Stadtmauer verhieß nicht nur Flüchtlingen aus der Region vermeintliche Sicherheit. Auch Soldaten schlugen hier mehrfach das Quartier auf, was allerdings die Sicherheitslage erwartungsgemäß nicht verbesserte - jahrelang kaum kontrollierte Soldateska, Hunger, Pest und Pocken. Vermutlich wurde die Burg durch die anrückenden Schweden zerstört. Lediglich der fast 100 m lange Keller wurde noch sehr lange als Lager genutzt. Trotz Zuwanderung unzähliger Flüchtlinge aus den umliegenden Gebieten halbierte sich die Einwohnerzahl während des Krieges. Am Ende des Krieges war Forchtenberg am Rande des Ruins und hatte noch viele Jahre lang schwer an den Kriegsfolgen zu tragen.
18. Jahrhundert
Von direkten Kriegseinwirkungen verschont kann sich in Forchtenberg ein bescheidener Wohlstand entwickeln. Die Macht der absolutistischen Herrscher, deren aufwendige Hofhaltung und Kriege als gebräuchliches politisches Mittel, fordern von den Forchtenbergern aber immer höhere finanzielle Aufwendungen. Mit den Ideen der Aufklärung können sich die Forchtenberger nur sehr begrenzt anfreunden, zu tief verwurzelt sind althergebrachte religiöse und gesellschaftliche Konventionen. Nur langsam weichen in der Bevölkerung tradierter Aberglaube und der Glaube an übersinnliche Kräfte. Noch 1847 gibt es eine Hexenbeschuldigung. Sicherlich angefacht durch die hohe finanzielle Belastung der Bürger durch "hochherrschaftliche" Kriege, beginnt man ab Mitte des 18. Jahrhunderts gegen willkürlichen Vorgaben der Herrscher und ihrer Vertreter aufzubegehren.
19. Jahrhundert
Nach 500-jährigem Einfluss als regionaler Amtssitz, verliert Forchtenberg ab 1806, mit dem Fall an die Württembergische Krone, zunehmend an Bedeutung. Im Revolutionsjahr 1848 ignorieren die Forchtenberger nachhaltig Weisungen aus Stuttgart und deren regionaler Amtvertreter. Es kommt zu groß angelegten Jagdexzessen und Bedrohung von Amtpersonen. Stellenweise muss Militär zur Wiederherstellung der Ordnung eingesetzt werden. Die unbeliebte, neu eingerichtete Bürgerwehr schafft an Stelle von Gewehren zunächst aber Musikinstrumente an. Missernten führen im landwirtschaftlich orientierten Forchtenberg über die Jahre zu einer zunehmenden Verarmung. So wird Forchtenberg in den Jahren 1770, 1816 und 1846 von Hungersnöten heimgesucht. Der Weinbau, einst ein landwirtschaftliches Haupterzeugnis, kommt, nach jahrelangem Niedergang, wegen Rebkrankheiten gegen Ende des 20. Jahrhunderts beinahe zum Erliegen. Nach zwei Wellen von Abschiebungsauswanderung nach Australien in den Jahren 1852-1854 wandern zwischen 1875 und 1885 weitere 100 Forchtenberger nach Amerika aus.
Anfang 20. Jahrhundert bis Ende 1. Weltkrieg
Die Jahre vor dem Krieg waren durch große wirtschaftliche Probleme gekennzeichnet, weshalb man sich von der Kochertalbahn einen neuen Aufschwung erhoffte. 1910 wurde die lange schon überfällige Abwasserkanalisation in Angriff genommen und damit endlich für eine hygienische Entlastung gesorgt. Vom Ausbruch des 1. Weltkrieg war unvermeidlich auch Forchtenberg betroffen, wenn auch diesmal nicht durch direkte Kriegseinwirkung. Allerdings macht sich auch an der "Heimatfront" anfänglich Aufregung breit. Die Brücke wird rund um die Uhr bewacht und man bereitet sich auf eine Sprengung vor. Bewaffnete Patrouillen durchstreifen die Gegend aus Angst vor "Wasservergiftern". Von 850 Einwohnern werden während des Kriegs 275 Forchtenberger Männer aus 30 Jahrgängen zur Front einberufen. 52 fallen oder bleiben vermisst. Aber auch die Verbliebenen sehen sich wachsenden Entbehrungen gegenüber. Lebensmittel- und Rohstoffrationierung und Preistreiberei werden in den Kriegsjahren zu Problemen. Allerdings wird das Verbot "Blootz" zu Backen von den Frauen ignoriert. Trotz aller verordneter Einschränkungen wusste man sich im landwirtschaftlichen Forchtenberg eher zu helfen wie in den großen Städten. Metzger, Bauern und Händler gehörten zu den Gewinnern. Die Einführung der Sommerzeit ab 1916 wurde als lästig empfunden und vielfach ignoriert. Insgesamt wurden in den Kriegsjahren von Forchtenberger Bürgern an die 80000 Päckchen mit Lebensmitteln und Kleidung an die Soldaten verschickt. Mit dabei waren auch 6000 Gemeindeblätter.
Von der Revolution 1919 bis Anfang des 2. Weltkrieges
Mit dem Kriegsende 1918 beginnen auch die Forchtenberger offen gegen die Obrigkeit zu rebellieren, was schon seit 1916 unterschwellig gegärt hat. Die galoppierende Inflation im Jahr 1923 führt zu irrwitzigem Geldverfall. Musste einem Gemeindearbeiter am 19. Juli bereits 5000 Mark bezahlt werden, sind es im August bereits 200000 Mark! Ende der 20er-Jahre leidet die Gemeinde unter der reichsweiten Wirtschaftskrise: Arbeitslosigkeit, Lohnkürzungen und politische Machtkämpfe bis auf Kommunalebene. Die Lage Anfang der 30er-Jahre wird schließlich katastrophal. Der Gemeinderat, nach Lösungen ringend, ist gegen die allgemeine Krise machtlos. Ab 1933 ist die Mehrzahl des Gemeinderates nationalsozialistisch, von 1935 an verbleiben nur noch NSDAP-Mitglieder im Amt. So wird 1935 ein Großlautsprecher zur Übertragung von "Führerreden" angeschafft.
Der 2. Weltkrieg
Mit Kriegsbeginn 1939 beginnen wieder die Einschränkungen und Lebensmittelrationierungen, dennoch war der Krieg zunächst "weit weg". Gegen den Protest der Bevölkerung werden im März 1945 die Kupferbrücke und anschließend die altehrwürdige Kocherbrücke durch ein Wehrmachtkommando gesprengt. Im April 1945 erreicht die zurückweichende Front Forchtenberg. Es werden hastig notdürftige militärische Abwehrstellungen errichtet. Bevor am 11.4.1945 amerikanische Truppen gegen geringen Widerstand durch Forchtenberg ziehen, waren zuvor, durch dreitägiges Artilleriebombardement und Luftangriffe, mindestens ein Drittel aller Gebäude zerstört worden. Der Krieg ist hier zu Ende, aber ehemalige Zwangsarbeiter plündern in den nächsten Tagen die Stadt. Eine "stalinistische Machtübernahme" in Forchtenberg noch Ende April endet mit der Verhaftung der Verantwortlichen am 5. Juni 1945 durch die amerikanische Militärregierung.
1945 bis zur Gemeindereform 1973
Direkt nach Kriegsende sind häufige Wechsel in der Gemeindeverwaltung dem angestoßenen Wiederaufbau nicht gerade förderlich. Erst mit der Wahl von Adolf Hebeiß 1954 zum Bürgermeister tritt langsam Ruhe ein. Die erste instabile Notbrücke über den Kocher verursachte häufig schwere Unfälle. Dies ändert sich erst mit dem Bau einer haltbaren aber ebenfalls behelfsmäßigen Brücke im Jahr 1948, die wiederum 1957 durch eine endgültige Brücke ersetzt wurde. Der letzte, vergebliche Versuch, die Bahnlinien zwischen Ohrnberg und Forchtenberg zusammenzuschließen wurde 1951 unternommen.
Die glanzvolle 650-Jahrfeier der Gemeinde am 16./17.Juli 1949 markiert den Schlusspunkt der Kriegsdepression und die Aussicht auf eine bessere friedensmäßige Entwicklung. Unter den langjährig aktiven Bürgermeistern Hebeiß und Martin Tuffentsammer (01.12.1966 bis 19.04.2004) wurde die Innenstadtsanierung und Verbesserung der Infrastruktur beharrlich vorangetrieben. Im Zuge der Gemeindereform stimmen die Gemeinderäte und Bürger der 5 Gemeinden Forchtenberg, Sindringen, Ernsbach, Muthof und Wohlmuthausen dem Zusammenschluss zu. Das neue Forchtenberg entsteht am 1.1.1972 und hat 3.800 Einwohner. Bürgermeister der neu entstandenen Stadt Forchtenberg ist Martin Tuffentsammer.