Die fränkische Frau mit der Perlenkette
In die wichtigsten Epochen einer zweitausendjährigen Geschichte führt das Heimatmuseum Ernsbach. Das älteste Zeugnis aus vorchristlicher Zeit ist die Fibel aus einem Keltengrab, das aufsehenerregendste eine fränkische Frau mit Kind, so nachgestellt, wie man sie 1958 in ihrem Grab beim Kindergartenbau gefunden hat. Zwei Messer und eine Halskette mit bunten Perlen aus Glas und Bernstein liegen als Kopien dem Skelett bei. Viele Stücke aus Landwirtschaft, Weinbau und Handwerk erinnern daran, dass Ernsbach ein Kleinbauernhof mit etwas Gewerbe war. Man lebte von dem, was Felder und Weinberge einbrachten und später auch von den Löhnen, die in der Papiermühle, im Hammerwerk, in der Kunstmühle und dann in der Schraubenfabrik verdient wurden.Eingehend und anschaulich wird im Museum dargestellt, wie sich Ernsbach zur ersten Industriegemeinde Hohenlohes entwickelte. Das Museum bringt nahe, dass in Ernsbach auch die erste und größte jüdische Gemeinde im Hohenlohischen bestand. Bis zu 30 Prozent der Einwohner waren Juden. Die jüdische Gemeinde löste sich nach der Abwanderung der Juden 1925 auf. Zwei Jahrzehnte später strömten Flüchtlinge und Vertriebene ins Dorf. Auch diesem Geschehen wird im Museum mit Erinnerungen an die alte Heimat und ihre Eingliederung in die neue Heimat Raum gegeben.
Die Lebensbilder berühmter Persönlichkeiten, die mit Ernsbach verbunden waren, haben hier ihren Platz gefunden. Carl Arnold und Max Eyth, gehören dazu, aber auch Johann Christian Wibel und Ludwig Amandus Bauer, Pfarrerssohn aus Orendelsall, der Pfarrer in Ernsbach war, dann Literaturprofessor an Bildungsstätten in Stuttgart, Verfasser von Geschichtsbüchern, historischer Dramen und Romanen, ein enger Freund Eduard Mörikes. Zur Gesellschaft berühmter Ernsbacher zählt Ludwig Christian Heink der in der Schweiz, in Griechenland und Venezuela als leitender Ingenieur Straßen, Kanäle und Eisenbahnen baute und nach seiner Heimkehr in Ernsbach den Bau der Wasserleitung plante und leitete.Über allem was im Ernsbacher Museum zu sehen ist, steht der Namen Dr. Werner Berger. Die meisten Ausstellungsstücke stammen aus seiner heimatgeschichtlichen Sammlung, die er in Jahrzehnten zusammengetragen und von Ernsbacher Bürgern für sein Heimatmuseum in der alten Fabrik erhalten hat.
Dieses Museum erhielt 1995 seinen repräsentativen Rahmen in einem Gebäude, das einst die große Kohlenscheuer des Hammerwerks war und zuletzt Landwirten als Scheune diente. Die Stadt Forchtenberg erwarb das Gebäude und baute es zu einem stilvollen Bürgerhaus mit dem Dr. Berger-Heimatmuseum im geräumigen Dachgeschoss aus. Die bewunderte, liebevolle Präsentation im neuen Gebäude ist dem Arbeitskreis Ernsbach des Heimat- und Bildhauer Kern-Vereins zu verdanken. In besonderer Weise hat sich Gerhard Christ verdient gemacht.